Individuelle Förderung: Der Starthilfe Ausbildungsverbund bietet neben vielen anderen Angeboten auch ein Berufscoaching. Unser Archivfoto zeigt Bashar Alrejah (links) und Natalie Becker mit Tochter Dilara. Sie nutzen die Unterstützung der beiden Pädagogen Gabriele Linder und Lisa Gerliz (von links, hinten). ArchivFoto: Christine Thiery
Individuelle Förderung: Der Starthilfe Ausbildungsverbund bietet neben vielen anderen Angeboten auch ein Berufscoaching. Unser Archivfoto zeigt Bashar Alrejah (links) und Natalie Becker mit Tochter Dilara. Sie nutzen die Unterstützung der beiden Pädagogen Gabriele Linder und Lisa Gerliz (von links, hinten). ArchivFoto: Christine Thiery

Schwalm-Eder – Benachteiligten Jugendlichen Chancen für einen guten Start in den Beruf zu ermöglichen, war Mitte der 80er-Jahre der Anlass für die Gründung des Ausbildungsverbundes Starthilfe Schwalm-Eder. Landkreis, Städte und Gemeinden sowie der DGB und die Kreissparkasse Schwalm-Eder setzen sich als Mitglieder seit je her für die Ausbildung von Jugendlichen ein. Geschäftsführerin Christiane Krause über die Entwicklung der Einrichtung, die seit bald 40 Jahren feste Institution und wichtiger Bildungsträger im Kreis ist.

Die Anfänge

„In den 80er-Jahren herrschte große Jugendarbeitslosigkeit, Ausbildungsstellen waren rar“, sagt Krause. Daher sei es das Ziel gewesen, auch denen eine Ausbildung zu ermöglichen, die es schwerer im Leben haben und mehr Unterstützung benötigen. Jugendliche fachlich zu qualifizieren und dabei auch mental zu unterstützen war das Ziel.

Christiane Krause (Geschäftsführerin des Starthilfe Ausbildungsverbund Schwalm-Eder e.V.)
Christiane Krause (Geschäftsführerin des Starthilfe Ausbildungsverbund Schwalm-Eder e.V.)

„Wir wollten junge Leute aus bildungsfernen Haushalten nicht verlieren für den Arbeitsmarkt.“ Ziel war es, sie zu überzeugen, dass sie mit Ausbildung besser im Leben stehen und das auch schaffen können. Dafür wurden in den vergangenen Jahren viele Programme aufgelegt und auch gefördert. Persönlichkeit und Selbstwert sollten gestärkt, bei Problemen in der Familie oder dem Umfeld geholfen werden. „Es gilt Abbrüche zu vermeiden.“ Dafür habe sich etwa die frühe ausbildungsbegleitende Hilfe etabliert, heute sei dies die assistierte Ausbildung. Seit 1994 habe sich die Berufsvorbereitung als Meilenstein und Erfolgsmodell etabliert.

„Ein Jahr lang besuchen die Jugendlichen in Vollzeit die Berufsschule, absolvieren Praktika in Betrieben, und gehen danach gefestigt in die Ausbildung.“ Weitere Prioritäten waren die eigenen Werkstätten, in denen die Jugendlichen erste Erfahrungen machen konnten und wo man sie gezielt ausbilden konnte, wie im Ausbildungsrestaurant in Homberg. Das Lädchen in Borken beim Tegut oder die Lehrküche in Wabern, die Schulen und Kindergärten verpflegt, zählten weiter dazu.

Es entstanden spezielle Trainingsprogramme. Stichwort für Beratungen sind das Jobcafé und Einstiegscoaching. Eine große Rolle spiele weiter die Integration von Geflüchteten: Sie sprachlich zu fördern und für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren ist ein großes Thema.

Sprachkurs der Starthilfe: Wali Hakimi (Afghanistan, links) und Jolanta Laukaitine (aus Litauen) haben 2016 dran teilgenommen. Fotos: Christine Thiery, Lukas Braun/Archiv
Sprachkurs der Starthilfe: Wali Hakimi (Afghanistan, links) und Jolanta Laukaitine (aus Litauen) haben 2016 dran teilgenommen. Fotos: Christine Thiery, Lukas Braun/Archiv

Der Umbruch

Heute gibt es einen Arbeitnehmermarkt: Der Fachkräftemangel und die vielen offenen Stellen bedingten andere Förderungen. Wegen des Überangebotes an Ausbildungen würden weniger Plätze gefördert, das habe auch die Starthilfe verändert. Zweigstellen wie das Ausbildungsrestaurant wurden geschlossen, Projekte wie der Schulbauernhof und das Restaurant Triangel aufgegeben. Derzeit sind Schulsozialarbeit, Berufsvorbereitung, Ausbildung und -begleitung und Beratung die Standbeine.

Die Zukunft

Die Zukunft sieht Krause weiter darin, Jugendliche an Ausbildungen heranzuführen. „Zu viele haben auch heute keinen Abschluss.“ Man bekomme derzeit überall einen Job zu annehmbaren Konditionen. Einige machten daher keine Ausbildung. „Wie erreichen wir die, die nicht im Jobcenter gelistet sind?“ Wegen des demografischen Wandels sei jeder wichtig. Es gebe viele Ausbildungsplätze, die nicht besetzt sind. Die Vielfalt der Möglichkeiten verunsichere die Jugendlichen oft auch. Dazu komme, dass Corona ihnen zugesetzt habe.

05.06.2024 / hna.de / Christine Thiery