Feierten ihren ersten eigenen Film: die Schüler der Fritzlarer Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Schule mit ihren Lehrern und Projektleitern. Foto: Sascha Hoffmann
Feierten ihren ersten eigenen Film: die Schüler der Fritzlarer Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Schule mit ihren Lehrern und Projektleitern. Foto: Sascha Hoffmann

Fritzlar – Die Aufregung ist groß, als sich die Türen zum Fritzlarer Cine-Royal öffnen. Nervöses Geschnatter füllt den Raum, es fehlt nur der rote Teppich, um das Hollywood-Gefühl für die Jungen und Mädchen der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Schule aus Fritzlar perfekt zu machen.

Sie sind gekommen, um das Ergebnis eines Filmprojekts zu begutachten, an dem einige von ihnen im Mai teilgenommen haben. In vielerlei Rollen sind sie da geschlüpft, von Drehbuchautoren über Castingagenten und Produzenten bis hin zu Schauspielern und Cuttern.

Nun wollen sie zum ersten Mal den finalen Film sehen. Er ist bereits in den Vorführcomputer des Kinos geladen worden, über die Leinwand flimmert bislang aber nur das dazugehörige Filmplakat.

„Das ist aber auch schon echt krass“, ruft einer der Schüler und macht sichtlich stolz ein Selfie. „Bis zum Ende“ steht da der Titel des Films, der gleich starten soll.

Doch vorher müssen sie, wie ihre prominenten Vorbilder aus der Traumfabrik, für Fotos posieren, Fragen beantworten und Hände schütteln.

Zur Seite stehen ihnen dabei Tanja Koplack und Benjamin Ulrich von der aktiven Medienwerkstatt Kassel, mit denen sie vor einigen Wochen für mehrere Tage ihren spannenden Ausflug in die Welt der Filmemacher gestartet haben. „Unter der Methode der Biografischen Spielfilmpädagogik, welche über Jahrzehnte auch fester Bestandteil der Lehre an der Universität Kassel war, haben wir an den ersten vier Tagen aus eigenen, biografischen Geschichten der Teilnehmer das Drehbuch entstehen lassen“, berichtet Ulrich.

22 Schüler einer InteA-Klasse (Integration durch Anschluss und Abschluss) hätten sich mit dem Oberthema „Das wollte ich nicht“ beschäftigt, Geschichten zum Thema „Flucht“ geschrieben und schließlich gemeinsam das packende Drehbuch zu „Bis zum Ende“ verfasst. „Achttägige Dreharbeiten haben sich angeschlossen, wir hatten jede Menge Material“, berichtet der Medienexperte und liefert damit auch die Erklärung, warum er zur Premiere etwas müde wirkt: „Wir haben die ganze Nacht durchgeschnitten und am Film gebastelt.“ Rund 15 000 Euro hat das Werk laut Ulrich gekostet und wurde gefördert durch die deutsche Telekomstiftung aus dem Förderprogramm „GestaltBar“.

„Wir lassen uns in Sachen Technik nun mal nicht lumpen, arbeiten mit professioneller Ausrüstung, nicht mit Hobby-Equipment.“ Das ist dann auch deutlich zu sehen, als der Film vor rund 300 Premierengästen endlich startet.

Die tief greifende Geschichte, die basierend auf den eigenen Erfahrungen der Schüler auch fiktive Anteile hat, erzählt von der schweren Reise zweier Brüder, die aufgrund des ausgebrochenen Krieges ihr Heimatland verlassen müssen und nach Deutschland fliehen. Dabei erleben sie ungeahnte große Gefahren, aber auch lebensrettende Gemeinschaften. Das anfängliche Geschnatter weicht nun einer vielsagenden Stille. Beeindruckend.