Die Küche ist endgültig zu

Die Küche ist endgültig zu

Freitag, 20. Dezember 2019, Fritzlar-Homberger Allgemeine / Lokales VON CLAUDIA BRANDAU

Ausbildungsrestaurant in Homberg hat Betrieb eingestellt

Homberg – In der Geschichte des Homberger Ausbildungsrestaurants ist der 10. Dezember das Datum schlechthin: Am 10. Dezember 1993 wurde das besondere Restaurant eröffnet, am 10. Dezember 2019 geschlossen. Auf den Tag genau 26 Jahre lang wurden dort junge Leute in der Gastronomie ausgebildet, die in der freien Wirtschaft wegen schulischer oder sozialer Benachteiligungen schwer Fuß fassen konnten. Ausbilderin Birgit Zierenberg hat die Zahl derer errechnet, die sie in dieser Zeit betreut hat – es müssen um die 300 junge Leute gewesen sein.

Das Homberger Ausbildungsrestaurant ist geschlossen: Birgit Zierenberg, links, und Christiane Krause vom Starthilfe Ausbildungsverbund nehmen mit einem lachenden und einem weinenden Auge Abschied von der Homberger Institution. Foto: Claudia Brandau
Das Homberger Ausbildungsrestaurant ist geschlossen: Birgit Zierenberg, links, und Christiane Krause vom Starthilfe Ausbildungsverbund nehmen mit einem lachenden und einem weinenden Auge Abschied von der Homberger Institution. Foto: Claudia Brandau

Jetzt aber ist dieses Kapitel vorbei, die Institution dicht: Der Starthilfe Ausbildungsverbund Schwalm-Eder e.V. als Bildungsträger hat aus finanziellen Gründen die Reißleine gezogen und das Ausbildungsrestaurant geschlossen. Der Abschied sei alles andere als leicht, aber eben doch unausweichlich gewesen, sagt Geschäftsführerin Christiane Krause.

Denn der Zweckbetrieb, der junge Leute auf die Arbeit im Hotel- und Gaststättenbereich vorbereitete, sei dringend auf Zuschüsse und Fördermaßnahmen angewiesen gewesen – doch gerade die seien in Zeiten der niedrigen Arbeitslosenquoten immer rückläufiger geworden.

Denn die Agentur für Arbeit schreibt wegen der guten Wirtschaftslage weniger Maßnahmen für benachteiligte Jugendliche aus. Zurzeit sind noch 30 Auszubildende in vielen Berufen bei der Starthilfe beschäftigt. Im Sommer aber legen 20 von ihnen die Abschlussprüfung ab – dann bleiben nur zehn Lehrlinge übrig.

„Die geförderte Ausbildung ist aufgrund der guten konjunkturellen Lage rückläufig“, sagt Krause. Die Arbeitslosenquote ist im Keller, die freie Wirtschaft sucht händeringend Leute. Das wurde im Ausbildungsrestaurant immer deutlicher: Wo früher mindestens zwölf Auszubildende die Grundlagen des Gastronomiehandwerks erlernten, sank die Zahl seit 2009 beständig. Am Ende stand Birgit Zierenberg oft nur mit einem jungen Menschen am Herd und am Tresen – und nicht selten war sie sogar allein.

Bereits im Jahr 2011 habe es erste Überlegungen gegeben, das Restaurant zu schließen, aber: „Wir wollten dieses Angebot für Homberg gerne aufrecht erhalten“, sagt Birgit Zierenberg: „Das Lokal war schließlich eine Institution.“ Nun habe die Starthilfe aber reagieren müssen. „So leid es uns tut“, sagt Christiane Krause. Denn nicht nur die Förderungen sanken, auch das Image der Berufe änderte sich: Statt wie früher auf Gastronomie wurden immer mehr Berufe wie Fachkraft für Lagerarbeit und Einzelhandel gefördert.

Aber eines bleibt auch nach der Schließung des Restaurants sicher: Der Starthilfe Ausbildungsverbund bietet weiter Ausbildungsplätze an – und bewirtschaftet auch weiter die Lehrküche in Wabern und die Kantine in der Kreisverwaltung (Parkstraße 6), die nicht nur den Angestellten, sondern allen offen steht, die gut zu Mittag essen wollen.